Geschichtliche Entwicklung der Gemeinde Grebenhain

Die heutige Gemeinde Grebenhain besteht seit dem 31. Dezember 1971. Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen schlossen sich die bis dahin selbstständigen Bannerod, Bermuthshain, Crainfeld, Grebenhain, Hartmannshain, Herchenhain, Ilbeshausen, Metzlos, Nösberts-Weidmoos, Vaitshain und Volkartshain zu einer gemeinsamen Großgemeinde zusammen. Am 1. August 1972 erfolgte die Angliederung der Gemeinde Steigertal mit den Ortsteilen Heisters, Wünschen-Moos und Zahmen. Weiterhin wurde am 1. August 1972 die Gemeinde Metzlos-Gehaag der Gemeinde Grebenhain zugeordnet.

Die Gemeinde Grebenhain als solche ist vergleichsweise jung, doch entstand sie auf historischem Boden. Die seit 1971/72 in einer Gemeinde vereinigten Ortsteile gehörten während ihrer Geschichte zu sehr unterschiedlichen Herrschaftsgebieten und Verwaltungseinheiten.

Die Besiedlung des heutigen Gemeindegebiets und die Gründung der heutigen Ortsteile erfolgte wahrscheinlich zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert, als durch die Reichsäbte von Fulda der Landesausbau und die Rodung im östlichen Vogelsberg vorangetrieben wurden. Bereits in einer Schenkungsnotiz aus dem 9. Jahrhundert gibt es Hinweise auf die Existenz von Crainfeld, das verkehrsgünstig am Schnittpunkt zweier mittelalterlicher Handelsstraßen entstand.

1011 wurde die Pfarrei Crainfeld durch den Fuldaer Abt und Mainzer Erzbischof Erkanbald gegründet und die erste Pfarrkirche in Crainfeld geweiht.  Im Ehekontrakt des Grafen Johann I. von Ziegenhain und der Luitgard von Nidda aus dem Jahr 1311 findet sich der erste Hinweis auf das Gericht Crainfeld, das bis 1821 Bestand hatte. An das Gericht erinnert heute noch der 1685 erbaute Edelhof in Crainfeld als ehemaliges Wohn- und Amtshaus der örtlichen Oberschultheißen. Der Edelhof und die 1691 erbaute Teufelsmühle in Ilbeshausen zählen zu den bedeutendsten ländlichen Fachwerkbauten in Hessen.

Zum Gericht Crainfeld gehörten die Ortschaften Crainfeld, Grebenhain, Bermuthshain und Ilbeshausen. Die erste Erwähnung von Bermuthshain und Ilbeshausen findet sich in einer Urkunde König Heinrichs II. von 1012, in der auch Crainfeld genannt wird. Grebenhain wird erstmals in zwei riedeselischen Verpfändungsurkunden aus dem Jahr 1338 erwähnt. 1376 erwarb Landgraf Hermann II. von Hessen das Dorf Ilbeshausen. Mit dem Tod des letzten Grafen von Ziegenhain fielen auch Crainfeld, Grebenhain und Bermuthshain endgültig an Hessen, das sie schon seit 1437 als Lehen innehatte.

Hartmannshain und Herchenhain gehörten bis 1821 zum Gericht Burkhards, das wie das Gericht Crainfeld 1437 bzw. 1450 hessisch wurde. Beide Gerichte gehörten zum Amt Nidda. Die erste Erwähnung von Hartmannshain findet sich in einer zwischen 1400 und 1425 entstandenen Auflistung der Pfarreien im Erzbistum Mainz. Herchenhain wird 1289 das erste Mal urkundlich erwähnt.

Im Jahr 1385 wird Volkartshain das erste Mal genannt. Der Ort gehörte bis 1806 zum Amt Ortenberg, ursprünglich ein Kondominium der Grafen von Stolberg, der Grafen von Hanau und der Grafen von Isenburg. Ab 1601 gehörte Volkartshain ganz den Grafen von Stolberg-Wernigerode, ab 1677 der Seitenlinie Stolberg-Gedern. Durch die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Rheinbundakte im Jahr 1806 fiel das Dorf an das Großherzogtum Hessen.

Bannerod, Heisters, Nösberts, Vaitshain, Weidmoos, Wünschenmoos und Zahmen gehörten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Gericht Schlechtenwegen (ab 1680 Altenschlirf). Das Gericht gehörte nachweislich den Herren von Blankenwald (einer Seitenlinie der Grafen von Schlitz), ab 1338 dann den Herren von Eisenbach, bevor es 1428 an die Riedesel kam. 1806 fiel das Gericht mit allen Ortschaften an Hessen. Bannerod und Heisters werden 1418, Nösberts und Wünschen-Moos 1480, Vaitshain 1338, Weidmoos 1526 und Zahmen 1285 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Auch Metzlos und Metzlos-Gehaag gehörten bis 1806 zu dem kleinen Ritterschaftsstaat der Herren Riedesel zu Eisenbach, und zwar zum Gericht Moos mit dem Schultheißensitz in Nieder-Moos. Ab 1715 wurde das Gericht Moos gemeinsam mit dem benachbarten Gericht Freiensteinau vom dortigen riedeselischen Amtshaus aus verwaltet. Metzlos wird 1482 das erste Mal erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit der Wiederaufrichtung des Gerichts Moos nach der Fuldaer Stiftsfehde 1467. Metzlos-Gehaag wird in einem riedeselischen Lehenbrief von 1450 erstmals genannt.

Weitaus jüngeren Datums sind die beiden Siedlungsplätze Hochwaldhausen und Oberwald. Hochwaldhausen wurde 1903 als Landhauskolonie zur Nachkur von Patienten aus Bad Salzschlirf von dem Kasseler Bäderunternehmer Jean Berlit am Waldrand in der Gemarkung Ilbeshausen gegründet.

Im Jahr 1936 begann im Waldgebiet des Oberwaldes in der Gemarkung Grebenhain der Bau einer Munitionsanstalt („Muna“) für die deutsche Luftwaffe unter der Bezeichnung „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“. Bis zum März 1945 wurden hier Bomben, Bordwaffen- und Flakmunition für die Luftwaffe fertiggestellt, gelagert und ausgeliefert. Vor den herannahenden amerikanischen Truppen wurden die Bunker mitsamt der darin lagernden Munition gesprengt und hierdurch ein großer Teil des Oberwaldes für Jahrzehnte mit Munition und Munitionsteilen verseucht.

Aus den erhalten gebliebenen Wohn- und Arbeitsbereichen der Munitionsanstalt entwickelte sich nach 1945 der Ortsteil Oberwald. Vorwiegend Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland siedelten sich an und gründeten Industriebetriebe. Während der Zeit des Kalten Krieges existierte von 1982 bis 1991 ein NATO-Versorgungsdepot auf dem ehemaligen „Muna“-Gelände.

Text: Carsten Eigner M.A., Archivar der Gemeinde Grebenhain